Reformbedarf in der Finanzierung des Hochschul-Studiums

FDP-Kantonsrat Gaudenz Zemp (Horw) will einen möglichen Reformbedarf in der Finanzierung des Hochschul-Studiums überprüfen. Die Finanzierungsmodelle müssen gesellschaftliche Entwicklungen und sinkende Bildungsrenditen reflektieren. Gleichzeitig könnten finanzielle Anreizsysteme geprüft und dem Fachkräftemangel so entgegengewirkt werden. Um die zur Beurteilung nötigen Fakten zu erhalten, gelangt FDP-Kantonsrat mit einer Anfrage an die Luzerner Regierung.

Die Universitäten und der tertiäre Bildungsweg unterliegen wie auch die Wirtschaft und verschiedene Arbeitsformen dem gesellschaftlichen Wandel. Bei der Finanzierung der Bildungsgänge an den Hochschulen ging man bisher von einem eigentlichen Gesellschaftsvertrag aus: Die Gemeinschaft finanziert die Ausbildung, welche dann zu einem höheren Einkommen führt. Studenten/-innen, welche von dieser Finanzierung profitieren, zahlen diesen Beitrag mittels höherer Steuern im späteren Berufsleben zurück. Mit dem zunehmenden Trend hin zu Teilzeitpensen sinkt das Einkommen, die entsprechende Steuerbelastung sowie die Bildungsrendite. Prof. Stefan C. Wolter und Prof. Conny Wunsch haben in der NZZ vom 24. Dezember 2021 aufgezeigt: Bereits mit einem Pensum von unter 70% bezahlen tertiär gebildete Personen nicht mehr genug zusätzliche Steuern, um die von der Gesellschaft vorgeschossenen Ausbildungskosten zu decken.

Gemäss FDP-Kantonsrat Gaudenz Zemp könnte eine Reform der Finanzierung des Hochschul-Studiums die Bildungsrendite erhöhen und wichtige Anreize für die Berufswahl setzen. Ziel ist es, dass die neue Generation von Studierenden für die Kosten ihres Studiums stärker selbst aufkommt. Zudem soll mittels finanzieller Anreize die Studienwahl besser an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes ausgerichtet werden. Dies würde ein intensiven Berufswahlprozess an den Gymnasien erfordern, welcher beispielsweise mit der Einführung des Pflichtfachs "Berufswahl" erreicht werden könnte.

Aus Sicht der FDP erscheinen diese Ideen prüfenswert, weshalb Zemp mit einer Anfrage an die Regierung gelangt, um eine faktenbasierte Diskussion zu ermöglichen. Insbesondere soll geklärt werden, in welchen Pensen Universitätsabgänger im Durchschnitt arbeiten und, ob die sinkende Bildungsrendite im Kanton Luzern festzustellen ist. Exemplarisch für unterschiedliche Bildungsrenditen soll die Regierung aufzeigen, welche Kosten dem Staat erwachsen, wenn eine Ausbildung zur Kommunikationsfachperson absolviert wird (via Universität, Fachhochschule oder höhere Fachprüfung). Weiter sollen die Kompetenzen zur Einführung eines Pflichtfachs "Berufswahl" an den Luzerner Gymnasien geklärt und der aktuelle Berufswahlprozess in den Gymnasien kritisch geprüft werden. Gaudenz Zemp möchte zudem eine Einschätzung der Regierung, wie sie ein finanzielles Anreizsystem einschätzt und hinsichtlich des Fachkräftemangels beurteilt. Schliesslich liegt die Kompetenz einer Reform beim Bund. Zemp möchte in seiner Anfrage deshalb bereits Möglichkeiten klären, wie die Regierung aktiv werden könnte.